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Asien-Reise vom Mai 2006 bis Dezember 2006

Margrit und Günther Utpadel

1. Bericht  / 2. Bericht / 3. Bericht /  4. Bericht /  5. Bericht 6. Bericht /  7. Bericht 8.Bericht  / 9. Bericht

10. Bericht / 11. Bericht / 12. Bericht  / 13. Bericht / 14. Bericht

 



14. Reisebericht Indien, Pakistan, Iran und Tuerkei

Namaste, Salam Aleikum, Mehraba!

Freitag, 10.11.06
Indiens Strassen sind emsig belebt von Lastwagen, Busse, Autos, Rikschas, Fahrradfahrer, Ochsenkarren, Kuehen und sonstigen
Vierbeiner. Hierzu muss ich sagen, dass die heiligen Kuehe mittlerweilen bestimmt das Fuerchten gelernt haben und sich eher am
Strassenrand oder im Feld gemaechlich bewegen. Die Fahrradfahrer lenken ihre Raeder am Strassenrand entlang und nicht wie frueher
meistens in Strassenmitte. Der Mittelstand ist in Indien sichtbar, obwohl sich die Geister streiten um wie viele Millionen es sich
handelt. Wir bekommen es vor allem im Strassenverkehr zu spueren, die privaten Autos haben Indiens Strassen erobert. In einem Buch habe ich
gelesen, dass heute zu einer Hochzeit als Mitgift von den Eltern der Braut oft ein Kleinwagen gefordert wird. Die Strassen sind breit und
gut ausgebaut, so dass man nicht mehr bei jedem Lastwagen halbwegs von der Strasse runter muss, trotzdem wird vom Fahrer die ganze
Konzentration abverlangt und die Beifahrerin muss wegen dem Linksverkehr und dem linksgesteuerten Fahrzeug mitschauen.
Viele Doerfer und die Staedte koennen auf Umgehungsstrassen umfahren werden. Wir kommen ueber Faizabad nach Lucknow. Weil wir
dringend Geld wechseln muessen, fahren wir nach Lucknow rein. Es ist ein schwieriges Unterfangen, die kleinen Banken wechseln nicht und
die grossen finden wir nicht. Wir steuern ein grosses Hotel an, das aber nur seinen Gaesten Geld wechselt. Guenther wird zu einer
Wechselstube geschickt und endlich bekommt er Rupien. Ich warte im Hotel Restaurant und schluerfe frierend, wegen der Klimaanlage und
der schlimmen Erkaeltung, meinen Tee. Auf dem Hotel Parkplatz duerfen wir auch nicht stehen. Wir sind heilfroh, dass wir schnell wieder aus
der Stadt raus finden. In den Stadt- und Dorfstrassen geht es wirklich chaotisch zu und her. Die Polizisten auf den
Strassenkreuzungen kommen mir oft recht hilflos und lethargisch vor.


Fuer U$ 1.-- bekommen wir im Schnitt ind.Rupien 43.--. Fuer Bruecken und Autobahngebuehren bezahlen wir auf unserer Strecke 290.
-- Rp. Benzin kostet 1 Lt. im Schnitt 49.40 Rupien, SFr. 1.50. (U$
1.15, SFr. 1.50 nach unserem Wechselkurs).

 

Samstag, 11.11.06
Wir sind geplagt von Husten, Schnupfen, Fieber und eitrigen Augenentzuendungen. Ich bin froh ueber die mitgefuehrten Medis. Der
Kamillentee ist ausgezeichnet um die verklebten Augen auszuwaschen. Auf der Autobahn kommen wir in die Gegend von Rampur. Auf der A1
hat es super Tankstellen mit jeglichem Komfort. Wir koennen fuer paar Rupien heiss duschen, es hat saubere Toiletten und ein Restaurant um
sich zu verpflegen. Hier ist auch der geeignete Uebernachtungsplatz.

 
Sonntag, 12.11.06
Letzte Nacht hat mich hohes Fieber gebeutelt und Guenther fuehlt sich auch mies. Wir fahren deshalb erst gegen Mittag los und
erreichen Delhi heute nicht. Der Verkehr nimmt immer mehr zu und der Smog und Dunst bestaetigen alles. Indiens schoene grosse Baeume haben
matte, staubbedeckte Blaetterkleider und geben ein trauriges Bild ab.Der Monsun wird alles runter waschen.
Wir waren von frueher gewappnet auf die vielen staunenden und Wagen belagernden Inder. Als am ersten Tag kein Inder an unseren Wagen ran
kam, dachten wir es sei reiner Zufall. In den letzten Tagen wurde uns bewusst, dass die in Hockstellung kauernde, unermuedlich staunende
und starrende indische Generation ausgestorben ist. Wir koennen irgendwo anhalten und in Ruhe unseren Kaffee trinken oder campieren.
Wir fassen es fast nicht, so ein Wandel haben wir nicht im Geringsten erwartet.

Das Dorfleben spielt sich auch heute noch rechts und links der Strasse ab. Die Menschen leben in ihren Huetten und die Ochsen, Kuehe
ect. sind in unmittelbarer Umgebung. Der Dung wird immer noch gesammelt und zu Fladen geformt und getrocknet. Es ist auch heute
noch ein nicht weg zu denkendes Brennmaterial. Jeder Fleck Erde sieht bepflanzt, gepflegt und genutzt aus.
 

Montag, 13.11.06
Wir nehmen die 30 Km bis New Delhi in Angriff. Der Verkehr ist unbeschreiblich, alles bewegt sich in Richtung Stadt. Wir fahren
ueber den Yelum River und kommen zum Red Fort in Old Delhi und ab da ist das Verkehrschaos perfekt. Wir stehen im Gewuehl und da hat doch
ein Dreiradrikschafahrer das Gefuehl er komme noch da zwischendurch und schon haengt er an unserer Stossstange an und biegt sie nach
vorne ab. Guenther wird echt sauer und steigt aus. Was bringt?s? Gar nicht?s! Ich hoffe, dass es bei einer verbogenen Stossstange bleibt.
In den letzten Tagen haben wir kaum ein Auto ohne einen Blechschaden gesehnen. Die neusten Maruti/Suzuki sind schon demoliert.
Wir fragen uns durch bis wir doch noch am Connaught Place landen und das ohne einen vernuenftigen Stadtplan. Am Connaugt Place wissen
wir wie wir fahren muessen, aus frueheren Zeiten wohlbekannt. Wir steuern das Botschaftsquartier an und gehen zuerst mal ins Ashoka
Hotel. Der Portier verschafft uns im Nu einen guten Stadtplan von Delhi. Wir essen eine Kleinigkeit fuer einen grossen Rupienschein.
Hier im Hotel koennen wir in Kuerze Geld oder Checks wechseln ohne grosse Buerokratie. Wir fahren nun zum Nehru Park und finden an einem
Parkeingang einen guten Stehplatz. Es hat sogar fliessendes Wasser aus einer Roehre, die auch taeglich besonders morgens frueh und
abends bestens frequentiert wird. Jene Fahrradfahrer mit grossen Plastikkanistern holen hier Wasser und waschen sich bei dieser
Gelegenheit von Kopf bis Fuss. Nach 1-2 Tagen kennt und gruesst man sich an der Wasserroehre. Zwischendurch sitzen die Kraehen auf der
Roehre und erlaben sich am frischen Wasser. Es ist uns aufgefallen, dass wir keine Geier gesehen haben. Die Aasgeier aber gehoeren zu
Indien wie die kraechzenden Raben in der Morgenstunde. Gemaess einem Buch ueber Indien, sind die Geier zu angeblich 97% krankheitshalber
ausgestorben. Es ist vor allem in Bombay ein Problem fuer die Parsen, die ihre Leichen in den Tuermen des Schweigens den Geier uebergeben.
 

Dienstag, 14.11.06
Heute Morgen geht es mir viel besser, ich hatte letzte Nacht kein Fieber. Also warte ich ab und vertage den Arztbesuch. Wir bewegen uns
nur per Dreiradtaxi, sie sind schnell und guenstig. Wir machen einen Anlauf auf die Iranische Botschaft, die nicht im Botschaftsquartier,
sondern an der Barhakamba Road ist. Wir sind um 09.00Uhr an der Pforte, werden eingelassen und schon liegt wieder ein grosses,
offenes Buch da zum Eintragen der Personalien. Am Visa-Schalter bekommen wir die Antragsformulare und die Anweisung einen Brief bei
unserer Botschaft zu holen. Der Sekretaer sagt uns gleich, dass wir nur ein 7 Tage Transitvisa bekommen werden. Ein Visum fuer einen
laengeren Aufenthalt sei mit langen Wartefristen und hoeheren Kosten verbunden. Wir fahren mit dem Taxi zu unserer Swiss Embassy. Dort wie
gehabt Formulare ausfuellen und der Empfehlungsbrief wird gleich geschrieben. (1460.-- Rupien = SFr. 44.-- ). Wir bezahlen das gefragte Schreiben und fahren zurueck zur Botschaft der Islamic Republic of Iran, geben alle Papiere ab und dann duerfen wir warten, 1 ? Std. auf was? Auf einen
Einzahlungsschein mit dem Betrag von 3540.-- Rupien, (SFr. 107.-- ), die wir bei der Bank of India gleich um die Ecke einbezahlen muessen.
Wir spurten zu Fuss zur Bank, bezahlen ein und rennen wieder zurueck zur Botschaft bevor die ihre Tore schliessen. Wir geben die
Bankquittung ab und jetzt ist wie mir scheint ein kompetenterer Herr am Schalter und sagt uns, dass wir die Paesse in 2 Tagen abholen
koennen und nicht wie gesagt in 6 Tagen. Wir sind sehr froh ueber diese speditive Arbeitsweise.

So, jetzt haben wir endlich eine Mahlzeit verdient. Wir fahren zum mittleren Ring am Connaught Place und gehen essen, dann ins Internet
und schon ist wieder der Tag um. Mir fallen hier die vom Smog haesslich schwarz gekennzeichneten Haeuserfassaden auf. Jene
Schlepper sind sehr aktiv unterwegs und strapazieren unsere Nerven.Die uebergeschwaengerte Abgasluft macht unseren angeschlagenen
Atemwegen arg zu schaffen. Nach 17.30 Uhr ist es fast schlagartig dunkel und wir fliehen aus der Innenstadt raus.
Der Nehru Park ist eine schoene und grosse Gruenanlage/Oase mit vielen Baeumen, Rasenflaechen, Sitzbaenken, die vor allem von
verliebten Haendchen haltenden jungen Paerchen benutzt werden. Frueh morgens, bereits um 06.00 Uhr sind die ersten Jogger unterwegs. Sie
nutzen die angelegte Joggingstrecke im Erholungspark. Hier sehen wir im Gegensatz zur Landbevoelkerung wohlbeleibte Inder/Innen, die gegen
ihre Pfunde kaempfen wie wir es in Europa kennen. Der Mittelstand hat sich entwickelt und damit auch die Wohlstandsprobleme.
 

Mittwoch, 15.11.06
Es ist gar nicht so einfach in Delhi ein grosses Einkaufszentrum zu finden. In der Naehe vom Park gibt es ein Center, da finde ich zwei
kleiner Shops mit vorwiegend auslaendischen Produkten. Es ist klar, wir sind hier im Botschaftsviertel. Da finden wir auch Internet und
kleine Restaurants zum Essen. Es ist immer noch moeglich sehr guenstig und gut den Hunger zu stillen. Hier komme ich als
Vegetarierin bestens auf meine Kosten. Mit Fr. 6.-- werden wir beide satt. New Delhi haben wir nur im Dunst erlebt. Das grosse ?Gate of
India? ist in Abgasnebel mystisch gehuellt. Die Lust aufs Fotografieren ist vergangen.Wir werden den Husten einfach nicht los, die verschmutzte Luft reizt vor zu die Atemwege und die Augen.
 

Donnerstag, 16.11.06
Bereits um 09.00 Uhr sind wir an den Pforten der Iranischen Botschaft. Das Procedere kennen wir schon. Wir muessen doch noch
warten bis die Reisepaesse in unseren Haenden landen. Der zustaendige Mann kommt selber an den Schalter und gibt uns auf Guenthers
Verlangen eine einfache Strassenkarte vom Iran, zeigt uns darauf was wir alles ansehen sollen. Wir nicken viel versprechend und ich
verkneife mir die Frage, und das alles in 7 Tagen??!! Ein Iraner, der seine Botschaft aufsucht unterhaelt sich sehr freundlich und nett mit
uns, freut sich, dass wir den Iran bereisen werden. Ich hoffe sehr, mindestens Isfahan nochmals zu sehen.
Wir packen zusammen und verlassen Delhi um 13.00 Uhr auf der Ringroad Richtung Amritsar. Kurz vor Ambala schlafen wir wieder bei
einer Tankstelle.

 

Freitag, 17.11.06
Letzte Nacht hatte ich wieder Fieberschuebe und ich fuehle mich schlecht. Guenther geht es abgesehen vom Husten besser. Wir fahren
nach Amritsar. Jetzt will ich doch einen Arzt aufsuchen. Im Reisefuehrer finde ich eine Adresse von einem Spital. Das Suchen kann
beginnen. Ich sehe ein Frauenspital und frage da nach dem Weg zum Fortis Hospital. Der Arzt ruft den Fahrer vom kleinen Ambulanzwagen
und gibt ihm den Auftrag uns zum Fortis Spital zu lotsen. So viel Hilfsbereitschaft, das ist das gegensaetzliche Indien, hier ist alles
moeglich. Im Spital bezahle ich 100.-- Rupien (Sfr.3.-- ) fuer die  Konsultation und werde gleich zum Arzt gefuehrt. Er untersucht mich,
verordnet Blutuntersuchungen und verschreibt mir Medikamente. Arzt, Labor- und Medikamentenkosten Rupien 1022.-- (SFr. 31.--, von
solchen Gesundheitskosten koennen wir in der Schweiz nur traeumen!!). Wir koennen auf dem Spitalparkplatz uebernachten.
Hier ist die Luftfeuchtigkeit viel hoeher und das erleichtert das Atmen.

 

Samstag, 18.11.06
Ein Segen, letzte Nacht hat es geregnet! Endlich sehen die Blaetter der Baeume wieder kraeftig Gruen aus und die Luft ist klar. Gegen Mittag kann ich die Laborresultate abholen, die alle im Normbereich liegen. Malaria ist auch ausgeschlossen worden. Wir
entschliessen uns erst morgen weiter zu fahren. Wir ruhen aus, lesen und ich gehe noch ins Internetcafe.
 

Sonntag, 19.11.06
Heute Morgen geht es mir besser, die Antibiotika zeigen ihre Wirkung, ich hatte letzte Nacht kein Fieber. Das Spital kann ich
empfehlen, es hat mir einen guten und kompetenten Eindruck gemacht. Wir verlassen Amritsar, so dass wir um 10.00 Uhr an der Grenze
Atari Road sind. Wir erkennen die Grenze nicht wieder, die ?neuen? Gebaeude und die Umgebung sind sauber und gepflegt. Die Ausreise aus
Indien geht rasch und effizient. Guenther muss den Wagen ueber eine Grube fahren, dann klettert der Zollbeamte auf das Wagendach und
schaut in die Ersatzteil- und Campingkisten rein. Das Wageninnenleben wird mehr aus Neugierde inspiziert. Der Zollbeamte laesst mir einen
indischen Tee bringen, Schwarztee mit viel Milch und viel, viel Zucker. Alle sind sehr freundlich und nett.
Wir beobachten unzaehlige Maenner, die in ein blaues langes Shirt gekleidet sind und mit 1-2 Holzkistchen mit Tomaten gefuellt auf dem
Kopf sich wie eine blaue Ameisenstrasse Richtung pakistanischer Grenze bewegen. Am Grenzuebertritt stehen rot und gruen bekleidete
Maenner parat und nehmen die Kistchen in Empfang und transportieren sie auf dem Kopf auf einen freien Platz, von da werden die Tomaten
bestimmt spaeter wieder auf einen Lastwagen geschichtet. Vor der indischen Grenze steht eine lange Schlange Lastwagen, die alle mit
Saecken voll Zwiebeln beladen sind. Hoffentlich muessen diese Zwiebeln nicht auf gleiche Art und Weise durch den Zoll gebracht
werden. Die armen blauen, gruenen und roten Maenner haetten einen traenenreichen Arbeitstag vor sich.
Die Pakistanis empfangen uns sehr freundlich. Hier die Formulare wie x-mal gehabt ausfuellen, das Carnet abstempeln lassen, wobei der
Wagen auch noch in Guenthers Pass eingetragen wird. Auch der Pakistani moechte in den Wagen schauen, es ist ja nicht jeden Tag so
ein Exot am Zoll. Alles in allem brauchten wir 2 Std., das ist wirklich erwaehnenswert. Die Grenzuebertritte sind im Gegensatz zu
den Visa-Beschaffungen bedeutend einfacher und schneller geworden. In den 70er Jahren war es gerade umgekehrt.
Pakistan
Bis Lahore ist die Strasse nicht besonders. Auch da ein Riesenqualm, viel Verkehr aber erst in Stadtnaehe chaotisch. Nach
Lahore kommen wir auf die Autobahn nach Multan. Wir staunen ueber die guten Strassen und kommen flott voran. 1989/1990 als wir ueber ein
Jahr in Islamabad waren und viel gereist sind hat sich gewaltig viel veraendert. Es hat viel Verkehr, die bunten reich geschmueckten und
bemalten pakistanischen Lastwagen sind immer noch on the road, die Busse, ?flying coaches oder F16? ebenfalls und die PW-Fahrer lieben
die Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu Indien ist der Verkehr, mal abgesehen von den Staedten und Doerfer, geradezu ?normal?.
Wir uebernachten vor Sahiwal (Montgomery) bei einer Tankstelle. Pakistan hat sehr moderne Tankstellen, ja sogar mit Internet Angebot.
Ich will es wissen und siehe da, ich werde in ein kleines Buero gefuehrt und der Mann raeumt sofort seinen Arbeitstisch und laesst
mich an den PC ran. Der Muezzin ruft zum Gebet und so kann sich der Mann in dieser Zeit dem Beten widmen und ich kann meine Mails lesen
und beantworten.
1 Lt. Benzin kostet hier Sfr. 1.30. (1 U$ = 58 Pakirupien). Autobahngebuehren muessen wir nur einmal 20 Rupien bezahlen, an allen
anderen Toll Plaza Zahlstellen werden wir freundlich durchgewinkt.


Montag, 20.11.06
Auf guter Strasse fahren wir ueber Multan/Muzaffargarh, passieren Bruecken ueber den Chennab- und Indusriver. Kurz vor Dera Ghazi Khan
werden wir an einem Checkpoint gestoppt. Hier duerfen wir nicht weiter fahren, es sei zu gefaehrlich. Wir muessen die Route suedwaerts ueber Muzaffargarh, Alipur nach Sukkur und von dort wieder nordwestwaerts nach Quetta fahren. Also fahren wir zurueck bis kurz vor Muzaffargarh und stellen uns wieder bei einer Tankstelle hin.
Es ist eine fruchtbare Gegend mit vielen Baumwollfelder, Kartoffelaecker, Getreide- und Reisfelder, so wie Gemueseanbau.
Bei der Tankstelle kommen paar ?Gwundernasen? vorbei und erhaschen sich einen Blick ins Wagen innere. Ein Maedchen, das noch kein
Kopftuch/Schleier tragen muss, steht schon laenger um den Wagen rum. Ploetzlich sagt es zu mir: ?Please come in my house.? Ich bin
auch ?gwundrig? und gehe mit. Das Tor ist in unmittelbarer Naehe neben unserem Parkplatz und hinter den Mauern ist ein grosser
Innenhof, der umgeben ist mit einfachen Wohngebaeuden, angeordnet wie eine Karawanserei. Ich werde von einer Schar junger Frauen, Kinder
und deren Muetter empfangen und gleich in ein mit grossem Teppich ausgelegten Wohnraum gebracht. Ich ziehe meine Turnschuhe aus und
werde gebeten mich auf das Bett zu setzen. Sofort wird mir Tee gebracht. Im Zimmer hat es ausser dem Bett nur Sitzkissen auf dem
Teppich. Die Frauen und Kinder setzen sich im Halbkreis vor mir auf den Teppich. Ich werde von allen begutachtet, vor allem meine hellen
Haare und die ?blasse? Haut erregen die Gemueter. Zwei ca. 12-14-jaehrige Maedchen sprechen ein wenig Englisch und bombardieren mich
mit Fragen. Name, Alter, Kinder und dann kommt schon die Religion. Bald schon wird mir bewusst, dass es fuer die jungen Frauen
unverstaendlich ist, dass ich ihren grossen Reformer, mit Namen ??, nicht kenne. Es wird sofort ein Schulbuch in englischer Sprache ueber
gesagten Reformer geholt und ich werde aufgefordert darin zu lesen. Ich gebe ihnen zu verstehen, dass ich meine Bibel zum Lesen habe und
sie ihren Koran und ich der Meinung bin, dass wir doch alle ein und denselben Gott haben. Das laesst sehr fragwuerdige Blicke auf mich
werfen. Das eine Maedchen hackt immer wieder ein und will mir den Islam als die Religion schmackhaft machen. Ich erzaehle ihnen, dass
wir in der Schweiz, die ich in ihrem Geschichts- und Geographiebuch nicht finde, viele Muslime und auch Moscheen haben. Warum ich keine
Kinder habe, das war die grosse Frage. Meine Antwort: ?Inshallah?, stellte die Gemueter zufrieden. Das Maedchen deutet auf eine Frau,
die etwas abseits sitzt und sagt mit leicht abschaetzender, bedauerlicher Stimme, dass sie auch keine Kinder habe. Wieder betone
ich, inshallah, das sei Gottes Wille. Das ich in meinem Land keinen Kleiderzwang habe, das loest Erstaunen aus. Das eine Maedchen schaut
mich lange an und sagt dann zu mir: ?We are not free!? Ja, was soll ich da zur Antwort geben? Ich lade die Frauenschar zu unserem Auto
ein, das gleich vor deren ?Haustuere? steht. Die Neugier und der Wissensdurst sind gross, aber sie winken alle ab und sagen, dass sie
wegen dem grossen Bruder, der die Aufsicht ueber die Frauen hat und immer rumschleicht, den Innenhof nicht verlassen duerfen. Der Vater
sei for business in Karachi und deshalb hat der grosse Bruder die Macht ueber die Frauen. Sie begleiten mich zum Tor und ich ermutige
sie wenigstens einen Blick vom geoeffneten Tor aus auf den Wagen zu werfen. Der Bruder steht schon mit finsterer Mine neben den Frauen.
Dankend und herzlich verabschiede ich mich von der Frauenschar, die ich in keiner Art und Weise beneide. Die jungen Frauen sind alle
bildhuebsch, haben zum Teil sehr feurige Augen, vor allem die junge Pashtunin hatte unvergessliche Augen. Was haben sie fuer eine
Zukunft???
 

Dienstag, 21.11.06
Wir fahren zurueck nach Multan und beschliessen in der Stadt noch Geld zu wechseln. Eingangs der Stadt sehen wir am gegenueberliegenden
Strassenrand ein HymerMobil mit ZH-Nummernschilder stehen. Wir halten an und machen mit Razi und seiner Huendin Ajsha Bekannschaft. Razi
will die gleiche Strecke wie wir fahren. Kurz entschlossen tun wir uns zusammen und Razi meint, dass wir besser in Quetta Geld wechseln
sollen, er koenne uns bis da aushelfen falls wir zuwenig Rupien haetten. Eine Polizeieskorte steht bereits vor seinem Wagen bereit zu
fahren. Also, es kann losgehen. In Muzaffargarh werden wir wieder gestopptund nochmals gebeten ueber Sukkur zu fahren. Die bewaffnete Polizei
faehrt im Jeep oder manchmal auf einem Motorrad flott vor uns her und es gibt jeweils nach unbestimmten gefahrenen Km einen fliegenden
Wechsel. Wir staunen ueber die perfekte Organisation. Wenn Razi oder wir anhalten um die Beine zu vertreten, Ajsha Gassi
zu fuehren oder eine Kaffeepause einzuschalten, haelt die Eskorte sofort an und faehrt zu uns zurueck. Lange Pausen liegen nicht drin,
die wollen fahren und uns an den naechsten Verantwortlichen weiter geben. Vor Ghotki werden wir zum Uebernachten zu einer Polizeistation
gefuehrt. Die Maenner sind durchwegs sehr freundlich und versorgen  uns meistens sofort mit Tee. Oft sind sie pakistanisch in Pluderhosen
und weitem langen Hemd gekleidet und nur das Gewehr deutet darauf hin, dass sie zur Polizei gehoeren (koennten).
 

Mittwoch, 22.11.06
Wir fahren seit Tagen um 07.00 Uhr los, denn um diese Jahreszeit sind auch hier die Tage kurz und trotzdem fahren wir oft noch in die
Nacht hinein. Zum Glueck hat es wie gesagt nicht viel Verkehr. Die Polizei will uns nachts auch unter ihrer Aufsicht haben.
Kurz vor Sukkur sehe ich schon von weitem auf der Gegenfahrbahn einen roten Mercedes Camper bei einer Strassenkontrolle stehen. Das
koennen nur die Turgauer, Heidi und Rolf sein. Wir steigen aus, winken und ueberqueren die Fahrbahn. Es dauert bis uns die zwei
realisieren und erkennen. Schon ist wieder ein Polizist zur Stelle und schaut, dass wir heil auf die andere Seite kommen. Das
Wiedersehen ist herzlich aber leider unter Zeitdruck weil die Eskorten von uns und von Heidi und Rolf weiter fahren wollen. Wir
tauschen schnell paar Infos aus und schon sagen wir uns tschuess. Sie fahren nach Indien und wir wollen wegen dem bevorstehenden Winter
moeglichst rasch bis in die Suedtuerkei kommen. Durch die Eskorte kommen wir immer gut durch die Doerfer durch und
muessen uns nicht nach dem Weg durchfragen. Nach Sukkur geht?s nordwaerts ueber Shikarpur, Jacobabad Richtung Quetta. Nach Jacobabad
ist dieses Gebiet wenig besiedelt. Es ist ein wildes Flusstal umgeben von kargen Bergen. Der Fluss fuehrt kaum Wasser. Wir muessen wieder
in die Nacht hinein fahren weil der naechste Polizeiposten erst in Bolan ist. Es ist eine kurvenreiche Strecke durch eine schluchtartige
Landschaft. Wir sind ueber 1600m hoch und es ist kalt. Das Dorf liegt etwas abseits der Hauptstrasse und die Polizeistation bietet uns
einen geschuetzten Uebernachtungsplatz. Hier im Dorf haben wir keine Moeglichkeit noch etwas essen zu gehen. Ein Polizist besorgt uns
Fladenbrot und Tee, dann geht?s ab ins Bett.
Mitten in der Nacht wache ich auf und hoere schreiende Maenner, ein schlagendes und peitschendes Geraeusch. Es ertoenen schmerzgepeinigte
und wimmernde Laute. Mir wird bald bewusst, dass da ein Uebeltaeter auf unmenschliche Weise zum Reden gezwungen wird.
Durch unser kleines Fenster sehe ich ein flehender Mann draussen im Hof auf dem Boden knien. Fuer mich war die Nacht gelaufen, ich war
hellwach und sehr betroffen. Einerseits sind diese Polizisten sehr nett und gastfreundlich und andererseits koennen sie heftig
zuschlagen.


Donnerstag, 23.11.06
Razi hat das ?Verhoer? letzte Nacht auch mitbekommen. Heute Morgen weht ein kalter Wind. Wir duerfen in einem Raum warten bis unsere
Eskorte bereit ist. Da sehen wir an der Wand ein Brett aufgehaengt, das aussieht wie ein Kricketschlaeger. Bestimmt war letzte Nacht das
?Brett? im Einsatz, aber sicher nicht zum Kricketspielen. Wir sehen zwei Gefaengniszellen, die uns das nackte Grausen einfloessen. Eine
Zelle steht offen und wir sehen einen kleinen Raum mit Lehmboden, der fuerchterlich nach Urin und anderen Geruechen zum Himmel stinkt. Es
hat unterhalb der Decke ein kleines vergittertes Fenster, das kaum Licht einfallen laesst. Eine kleine verriegelte Oeffnung ist fuer die
Durchgabe der Verpflegung, die bestimmt nicht aus viel mehr wie Wasser und Brot besteht. Ein Polizist sagt uns, dass sie hier
Gefangene bis zu 7 Tagen inhaftieren. Fuer uns unvorstellbar, kein Bett, keine Toilette, gar nichts. Andere Laender, andere Sitten, Gebraeuche und Menschenrechte.
Wir fahren ueber den Bolanpass nach Quetta. Es ist eine wildromantische Gegend. Da wir seit Wochen, ja Monaten kaum
Nachrichten vernommen haben, wissen wir nichts von einem kuerzlichen Bombenanschlag in Quetta. Belutschistan ist ein grosses
Gebiet, das nahe zur afghanischen Grenze und weit nach Afghanistan hineinreicht. Die Widerstandskaempfer wirken immer noch aktiv in
Afghanistan/Belutschistan, vor allem in der Gegend um Kandahar. Da wir ja bestens bewacht sind, muessen wir uns keine Sorgen machen. In
Indien machte ich mir ab und zu Gedanken ueber die Fahrt durch diese Gebiete, im Speziellen als ich die Infoblaetter unserer Botschaft
betreffend Reisen durch den Iran las. Am Stadteingang von Quetta parken wir am Strassenrand. Guenther und Razi gehen per Taxi ins Gewuehl um Geld zu wechseln und Fruechte zu kaufen. Ich bleibe im Auto, trinke gemuetlich einen Kaffee und schreibe paar SMS. Ein Polizist patrouilliert um unsere Autos rum und wartet eine Stunde bis die Maenner wieder zurueck sind. Sie brauchen auch einen aufmunternden Kaffee bevor die Fahrt weiter geht ueber Mushki, Dadag nach Dalbandin, 345 Km. Per Funk wird der Wechsel der Polizeibegleitung reibungslos
abgewickelt. Wir fahren bei schoenem Wetter durch eine wuestenhafte Landschaft mit schroffen Bergen und einem ausgetrockneten Flussbett.
Es wird wieder Nacht bis wir in Dalbandin im Governement Guest House landen. Wir halten im Ort - Razi weiss wie es laeuft - und die
Maenner gehen mit dem Polizisten Bier kaufen. Die Polizei weiss unter welchem Ladentisch das Bier auf Abnehmer wartet. Ich sitze wartend im
Wagen, da haelt ein vollbesetzter Toyota Gelaendewagen, ein Pakistani  steigt aus und kommt an mein Fenster. Ich oeffne das Fenster und der
Mann sagt nur: ?Please go to the Policestation?. Er hoert meine zustimmende Antwort und schon ist er wieder im Wagen und sie brausen
davon. Ich bin froh, dass die Maenner mit unserer polizeilichen Begleitung bald zurueck sind und wir in den geschlossenen Hof vom
Guest House fahren koennen. Jetzt haben wir ein Murree Bier verdient, das im Norden von Pakistan gebraut wird, aber eigentlich verboten
ist.


Freitag, 24.11.06
Wir fahren frueh los. Razi muss heute aus Pakistan ausreisen weil sein Visa ablaeuft. Razi war vor ein paar Wochen diese Strecke und bis Islamabad  gefahren. Er sagt uns, dass wir gleich nach Dalbandin das billigste Benzin in Pakistan kaufen koennen. Wir haben bereits gestern vor
Dalbandin guenstig aufgetankt. Die Schwarzmarkt-Kanister-Tankstellen boomen ganz offensichtlich am Strassenrand. Hier kostet 1 Lt. nur
noch 30 Rupien im Vergleich zu Lahore an der Tankstelle 58 Rupien. Der edle Treibstoffsaft kommt wohlweisslich aus dem Iran. Rolf sagte
uns, dass er im Iran Probleme hatte Diesel zu bekommen, Benzin sei aber erhaeltlich. Wir werden bald des Besseren belehrt.
Endlich sind auch Guenther und ich im viel besagten Nokkundi gelandet. Eigentlich war der Millenniumswechsel dort geplant gewesen,
ha, ha, ha!!??! Insider wissen wovon ich rede. Abgesehen von Nokkundi, es gibt jene aehnliche Doerfer am Anfang der Welt. Bei
einer Kaffeepause entdecken wir wunderschoene Onyxmarmorsteine. Wir suchen paar schoene Brocken und ein Pakistani, der unser Interesse
wahrnimmt, schenkt uns auch noch Steine. Sicher ist, wir kommen steinreich zu Hause an.
Von Dalbandin bis zur Grenze Taftan sind es 291 Km. Wir sind gegen 16.00 Uhr da. Razi geht gleich ueber die Grenze und wartet auf
iranischem Boden auf uns. Wir wollen erst morgen frueh in den Iran einreisen, so dass wir die vollen 7 Tage zur Verfuegung haben.
Taftan ist ein Kaff in der Wueste. Es hat ein Hotel, in dessen Hof wir stehen koennen. Wir sind froh, dass wir endlich mal wieder paar
Stunden Zeit haben bevor es dunkel und kuehl wird.Hier endet unsere Bewachung durch die pakistanische Polizei. Wir
wurden ueber 1500 Km begleitet und bewacht. Es waren sehr lange, zum Teil stressige Tagesetappen mit wenigen kurzen Pausen. Innerhalb von
6 Tagen sind wir 1970 Km durch Pakistan gefahren.


Samstag, 25.11.06
Wir sind viel zu frueh aufgestanden. An die 1 ? Std. Zeitverschiebung haben wir nicht gedacht. Um 09.30 Uhr ist die Grenze
offen. Guenther laesst zuerst das Carnet de Passage abstempeln. Wir fahren suchend durch die Pampe, wo ist das Buero, das unsere Paesse
mit dem Ausreisestempel verseht? Der Typ, bei dem wir heute frueh Geld gewechselt haben, hilft uns weiter und weist uns den Weg.
Fuer die Einreise in den Iran habe ich meine Abaja aus Saudi-Zeiten mit dabei und das schwarze Kopftuch ist auch griffbereit. Ich habe
Anfangsschwierigkeiten das Kopftuch irangerecht um mein Haupt zu wickeln, so dass es nicht dauernd runterrutscht. Die iranischen
Zollgebaeude sind modern und uebersichtlich. In einem Buero wird das Visum kontrolliert und dann werden wir im PC mit Foto erfasst. Dann
geht?s zum Zoll um das Carnet abzustempeln. Der Wagen wird nicht kontrolliert. Am PC der Passkontrolle sitzt eine Iranerin. Sie gibt
mir zu verstehen, dass ich die Abaja nicht tragen muss.  Jetzt haben wir 1 ? Std. gewonnen. Razi wartet wie vereinbart
gleich nach dem Zoll auf uns. Er sagt Guenther, dass er mit dem Carnet de Passage noch in ein weiteres Buero muss und dort ein
zusaetzliches Papier bekommt. Razi wurde gestern von einem Lastwagenfahrer darauf aufmerksam gemacht. Am Zoll sagt keiner was
davon. Auch das Dokument wird schnell ausgestellt. Wir koennen die 2688 Km vom Suedosten quer durch den Iran nach Nordwesten in 7 Tagen
unter die Raeder nehmen. Die iranische Polizei begleitet uns bis zum ersten Checkpoint. Dort warten doch tatsaechlich schon wieder ein
Motorradfahrer und sein Kollege mit Knarre auf dem Ruecken auf uns. Die ?Polizisten? sind mit ?Naja? auf dem schwarzen Jackenruecken
gross beschriftet. Wir stellen bald fest, dass es sich um  offensichtliche ?Ofensetzer? handelt. Der Motorradfahrer mit dem
stupiden Gesicht kommt sich wie der ?Kaiser von Persien? vor. Zu allem Uebel nimmt er uns die Paesse ab, steigt auf sein Motorrad und
braust mit dem Kollegen vor uns her. Wir wollten Zahedan umfahren, aber der Naja als ?Ordnungshueter? faehrt vorne weg und direkt in die
Stadt hinein. Haetten wir unsere Reisepaesse gehabt, wir waeren auf der Umgehungsstrasse weiter gefahren, so aber mussten wir den Typen
folgen. In der Stadt haelt er paar Mal an und weiss nicht so recht wohin er uns lotsen soll. Guenther macht ihm zum x-ten Mal
verstaendlich, dass er Benzin braucht. Der Daemliche und sein Kumpel sind nicht faehig uns zu einer Tankstelle zu fahren. Wir irren durch
die Stadt und der Idiot weiss nicht was er mit uns anfangen soll. Razi und Guenther sind kurz vor dem Ausrasten. Jetzt steuert der Naja
einen Polizeiposten an, gibt denen unsere Reisepaesse und faehrt auf seinem Motorrad auf und davon. Da wir bis jetzt noch niemand
getroffen haben, der nur paar Worte Englisch spricht, ist es ein schwieriges Unterfangen zu kommunizieren. Guenther und Razi reden mit
Haenden und Fuessen auf die Polizisten ein, dass wir nach Bam wollen und in 6 Tagen den Iran verlassen muessen und wir jetzt weiter fahren
muessen und noch Benzin, Benzin, Benzin brauchen. Der Polizist haendigt uns unsere Paesse aus, er/sie wissen bestimmt auch nicht was
sie mit uns anfangen sollen. Jetzt haben wir wieder unsere Identitaet in den Haenden, das ist schon was.Einer versteht zu mindest, dass wir Benzin brauchen und faehrt vor uns her zu einer Tankstelle. Bei der Tankstelle sehen wir eine lange
Schlange von wartenden Autos. Der Polizist laesst uns die Tankstellenausfahrt einfahren und Guenther kann am Kopf der Schlange
gleich an eine Saeule ran. Er bekommt aber nur 30 Lt. aufgefuellt, bei dem Reservekanister winken sie energisch ab. Der Schwarzverkauf
ist auch hier bestens organisiert und die Kanister-Tankstellen stehen gleich ausserhalb der offiziellen Tankstellen am Strassenrand bereit.
Der mehrfache Preis versteht sich von selbst. An der Saeule kostet 1 Lt. Benzin umgerechnet 12 Rappen/8 Cent. Von solchen Preisen
koennen wir zu Hause nur schwaermen. Wir bedanken und verabschieden uns von dem Polizisten, dem es sichtlich peinlich ist.

An das zusaetzliche Papier zum Carnet haben wir und auch Razi gar nicht mehr gedacht und erst spaeter gecheckt, dass es sich um ein
?Roadpermit? handelt, das uns vielleicht bei der Polizeistelle die Angelegenheit vereinfacht haette. Auf dem Papier steht u.a. die
genaue, kuerzeste Reiseroute durch den Iran bis zur Ausreise in die Tuerkei. Wir haben das Dokument nie gebraucht, keiner hat je danach
gefragt.Wir trauen unseren Augen nicht, der Bloedmann und sein Kumpel auf dem Motorrad fahren wieder vorne weg. Jetzt kann er uns mal, wir
haben unsere Paesse!! Endlich sind wir aus der Stadt raus und haben die gewonnen 1 ? Std. wegen diesem Trottel ?verlaueret?. Die ?Najas?
fahren nur aus der Stadt raus und steuern den naechsten Parkplatz an. Die haben bestimmt eiskalte Fuesse und Haende bekommen, es ist
wirklich sehr kalt. Endlich sind wir frei!! Wir fahren durch die Wueste, sehen kahle Berge und ab und zu ein kleines Dorf. Die Strassen im Iran sind super gut, meistens bestens ausgeschildert in Farsi/Latein und Km Angaben. Wir fahren knapp 500 Km bis kurz vor Bam. Razi weiss ein Hotel wo wir stehen koennen. Wir gehen an die Rezeption und werden von einer jungen Iranerin begruesst, die erwaehnenswert gut Englisch sprach. Wir finden den Preis von 15 U$ pro Person zu teuer zu stehen. Wir suchen einen anderen Parkplatz, gleich um die Ecke hat es ein weiteres Hotel, das
uns von der Rezeptionsdame empfohlen worden ist. Der Chef, ein stattlicher, grauhaariger Iraner winkt ab als wir
nach dem Preis fragen, tomorrow. Das ist fuer mich verdaechtige ?Schlitzohrtaktik?, was sich auch nach dem Essen in seinem Restaurant
bestaedigt, jetzt verlangt er ploetzlich 200'000.-- Rial / 23 U$ als wir nochmals nachfragen. Wir schauen in unglaeubig an und diskutieren
unter uns was wir machen wollen. Der adrette Chef sitzt mit einem Ehepaar zusammen und jetzt wird unter seinesgleichen geredet.
Ploetzlich gibt er uns zu verstehen, dass wir nichts bezahlen muessen fuer den Parkplatz. Diese Art von Freundlichkeit hinterlaesst einen
schlechten Eindruck und macht misstrauisch. Fuer 1 U$ bekommen wir 9?000.-- Rial. 111 U$ reichen hier aus um
Millionaer zu werden. Unverstaendlich hoch sind die Preise fuer Motorenoel, 1 Lt um die sFr. 8.--.

 

Sonntag, 26.11.06
Heute Morgen ist es sehr kuehl und der Himmel ist bewoelkt. Vor  07.00 Uhr fahren wir los nach Bam und steuern gleich die erste
Tankstelle an. Kurzes Anstehen, dann bekommen wir den Tank und 1 Kanister gefuellt. Guenther will moeglichst alle 8 Kanister voll
haben fuer die Tuerkei. Die Fahrt geht weiter durch die Wueste nach Kerman. Jetzt hat Razi Schwierigkeiten Diesel zu bekommen. Jene Tankstellen haben kein Diesel. Die Treibstoffversorgung scheint in diesem Oelstaat im Eimer zu sein. Ein Lastwagenfahrer schenkt Razi 20 Lt.
Diesel aus seinem Vorrat. Es gibt hier viele gastfreundliche Menschen. Leider mangelt es aus sprachlichen Gruenden mit ihnen
sprechen zu koennen.Wir sind noch im Sueden vom Iran auf einer Hoehe von ca. 2000m. Die
umliegenden Berge haben bereits Schnee abbekommen. Heute ist es duster und trostlos, wir bekommen Regen und das erste Schneegestoeber
ab, die Wueste ist weiss. Wir fahren 547 Km bis Mehriz. Hier kennt Razi einen Platz in einem oeffentlichen Park, um diese Jahrszeit ist
hier abends nichts mehr los. Das Km Abspulen macht muede und zudem ist es kalt. Wir verkriechen uns schnell in die Schlafsaecke.
 

Montag, 27.11.06
Wir haben gut geschlafen. Ich will aus dem Wagen huepfen, halt, Stopp, ja nicht ohne Kopftuch. Obwohl der Himmel noch bedeckt ist,
regnet und schneit es nicht mehr. Es hat leichten Bodenfrost und ist dementsprechend kalt. Jetzt kommt mir das Kopftuch gerade zu gelegen.
Die Mehrheit der Frauen laufen ganz in Schwarz gehuellt durch die Strassen. Hier im Iran duerfen sie aber ihre schoenen Gesichter
zeigen, aber bitte keine Haare. Nur mit Kopftuch faellt man/Frau auf. Gerade habe ich das Bild vor Augen von den total verhuellten
Pakistanerinnen. Besonders um Quetta haben wir die weiblichen Wesen unter einer weissen Burka/Tschadori versteckt gesehen. Das Kopfende dieser Burka hat eine aufstehende Zipfelmuetze, die sicher ihren Zweck hat, den weissen Sack besser ueber den Kopf ausziehen zu koennen. Das ist meine westliche, zweckmaessige Ueberlegung. Diese Frauen tun mir leid, sie sehen die Welt nur durch das eingewobene Gitter vor ihren
Augen. Sie erinnerten uns auch an den Kuckucksclan.Wieder fahren wir frueh los ueber Yazd nach Esfahan. Es ist mein
Wunsch wenigstens paar Stunden in Esfahan zu verbringen. Razi weiss von einem Tourist Inn, das an der Ringroad nach Shiraz stehen soll.
Die Maenner fragen sich quer Beet, alle schuetteln verneinend den Kopf. Endlich in einem Fast Food Restaurant, wo wir unseren Hunger
stillen, weiss der Besitzer wo das Tourist Inn ist und zudem spricht er einwenig Englisch. Er faehrt bei Razi mit und zeigt uns den Weg,
ohne ihn haetten wir bestimmt noch lange gesucht, es liegt doch weit ausserhalb der Stadt. Das Tourist Inn ist ein guter Platz zum Stehen
und kostet pro Person 5 U$, es hat saubere Toiletten und heisse Duschen. Ajsha kann im grossen Garten herumrennen und freut sich schwaenzelnd und huepfend des Lebens.
Jetzt nehmen wir alle zusammen ein Taxi, fahren zuerst zum Restaurant zurueck und der nette, junge Iraner gibt dem Taxifahrer
Anweisung, wo er uns hinfahren muss und sagt uns auch gleich noch den Fahrpreis. Am Zayandehfluss entlang sind schoene Parkanlagen. Die
Fusswege fuehren zu den schoenen, alten Bruecken, wie etwa die Bestbekannte ?Khajou?. Gerade noch mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir den Meydan-E-Imam, der riesige Platz mit der grossen Emam Moschee, Sheikh-Lothfollah Moschee und dem Ali Kapu Palast, so wie dem grossen Bazar und den vielen Geschaeften rings um den Platz/Gartenanlage mit Springbrunnen. Esfahan ist das Highlight, fuer mich nach wie vor das ?Tausend und eine Nacht? Das Zentrum hat nichts von seinem orientalisch/islamischen Charme eingebuesst. Es ist kein ?Openair
Museum?, es leibt und lebt wie eh und je. Im Bazar finden wir auch noch das Handwerk. Die aeltere Generation haemmert immer noch an
Kupferkesseln und Platten herum. Auch sehr stark vertreten sind die Miniaturmaler und die Teppichverkaeufer. Im riesigen Bazar wird ein
grosses Angebot an alltaeglichen Gegenstaenden und Souvenirs feilgeboten. Wir werden von links und rechts zum Kaufen animiert. In
einem sauberen und anmaecheligen Geschaeft decken wir uns mit Pistazien, getrockneten Aprikosen und iranischen Suessigkeiten ein.
Es ist eine Augenweide wie die verschiedenen Nuesse, Fruechte ect. in Koerben angeboten werden. Es ist erlaubt aus diesem und jenem Korb
eine Nuss zum Probieren rauszupicken. Hier kauft man die Katz nicht im Sack. Das Fast-Food-Essen hat nicht hingehalten, wir sind hungrig und
wollen zur Feier des Tages gepflegt Abendessen gehen. In der Naehe der grossen Moschee finden wir ein Restaurant, das typisch iranisch
mit vielen Teppiche, Sitzkissen, eine Ecke mit Wasserpfeifen, Springbrunnen, Pflanzen und Rosen dekoriert ist. Wir bekommen sofort
eine Suppe, Brot mit Salaten und eingelegtem Gemuese serviert. Erst jetzt bestellen wir von der Karte. Dazu gehoert immer ein feines
Pilav/Reisgericht, fuer mich Gemuese und die Maenner haben Lust auf Chicken. Es schmeckt hervorragend. Fuer den langen Weg zum Tourist Inn brauchen wir ein Taxi. Wir stehen etwas ratlos rum und ueberlegen in welche Richtung wir laufen
sollen um auf ein Taxi zu stossen. Schon spricht uns ein junger Iraner an. Hier in Esfahan sind ausnahmsweise viele die Englisch oder
Deutsch sprechen, es ist doch nach wie vor eine Touristenstadt. Er bietet sich an, uns zu fahren und fragt, wie viel wir fuer das Taxi
bezahlten, um hierher zu kommen. So ist der Preis vereinbart. Er  offeriert uns aber zuvor noch einen Tee und schon sitzen wir in
seinem Teppichgeschaeft. Wir erzaehlen von unserer Reise und so ganz nebenbei zeigt er uns paar schoene Seidenteppiche. Langer Rede,
kurzer Sinn, Guenther und ich haben den ?Flying Carpet Laden? mit einem schoenen, kleinen Seidenteppich verlassen. Der Tee hatte dann
doch seinen Preis. Ehrlich gestanden, der junge Mann machte sein Geschaeft auf eine sehr angenehme Art und wir fuehlten uns in keiner
Art und Weise uebers Ohr gehauen.
Razi muss nun wirklich gehen, seine sehr pflegeleichte Huendin, Ajsha ist schon paar Stunden im Auto und muss bestimmt Gassi gehen.
Wie abgemacht werden wir zum Tourist Inn gefahren. Der Teppichverkaeufer schaut sehr interessiert unsere Camper an. Das
waere auch sein Traum.

Dienstag, 28.11.06
Heute ist Esfahan eine Riesenstadt mit einer enormen Ausdehnung. Wir sind gluecklich nochmals hier gewesen zu sein und zudem auch noch
ein schoener ?Flying Carpet? in der Bagage zu haben. Er wird uns immer an diese einmalige Stadt erinnern. Bereits morgens um 07.00 Uhr hat es schleichende Autokolonnen Richtung Stadt. Auch hier schwebt eine Abgasglocke ueber der Stadt. Wir verlassen auf der Teheran-Ringroad Esfahan bei schoenem Wetter und hoffen, dass die Sonne bald die Kaelte vertreibt. Wir fahren die 526 Km direkt nach Qazvin. Die Strassen, Highways und Autobahnen sind super ausgebaut. Wir fahren 60-80 h/Km. Bei jeder Tankstelle versuchen wir nachzutanken und die Kanister unauffaellig, one by one aufzufuellen. Autobahntankstellen sind rar und diese haben oft nur Dieselsaeulen. Wir stellen bald mal fest, dass es an Irans
Hauptverbindungsstrassen mehr Moscheen/Gebetshaeuser gibt als Tankstellen. Hier, wie in Pakistan werden wir an den ?Toll Pay?
Stellen mehrheitlich freundlich, winkend ohne die Strassengebuehr bezahlen zu muessen, durchgelassen. Beim Eindunkeln erreichen wir
Qazvin auf der Ringroad. Wir waehlen eine Nebenstrasse von einem Wohnquartier zum Uebernachten. Im lokalen Restaurant verkoestigen wir
uns mit dem ueblichen, Pilav & Chicken und ein wenig Gemuese. Fuer umgerechnet SFr. 9.-- werden wir beide satt.
 

Mittwoch, 29.11.06
Der ?early morning tea? weckt die Gemueter und waermt auf. Razi, Ajsha und wir sind ein gutes Team geworden. Wir halten unseren
Rhythmus ein und fahren wieder um 07.00 Uhr los. Qazvin ? Taebris 533 Km, ueber Takestan, Zanjan, Miyaneh, Bostan Aba, Taebris.
Wieder fahren wir auf der Autobahn teils durch die Wueste. Die kahlen Berge sind leicht mit Schnee bedeckt. Der Himmel ist bewoelkt
und wir sind dankbar, dass wir ohne Schnee weiter kommen. Lehmhaeuser bilden kleine Doerfer. Es ist eine landwirtschaftlich genutzte
Gegend.
Wir parken auf einem grossen Parkplatz an der Umgehungsstrasse von Taebris. Guenther hat mit viel Geschick alle Kanister voll gekriegt,
in der Tuerkei ist der Treibstoff sehr teuer. Zwei Iraner organisieren fuer Razi noch zur spaeten Stunde 40 Lt.Diesel.

 
Donnerstag, 30.11.06
Von Taebris geht?s ueber Maku an die Grenze. Wir sind in 6 Tagen 2688 Km durch den Iran geduest. Schade, das Land haette so viel zu
bieten. Die Menschen sind im Allgemeinen sehr freundlich, aber leider durch die Sprachbarriere nicht spontan. Viele Frauen haben mir ein
Laecheln geschenkt und mir mit offenem Blick ein Willkommen signalisiert. Ich frage mich, ist in den Schulen der Englischunterricht
abgeschafft worden?
Bazargan, hier reisen wir aus dem Iran aus. Wir muessen warten bis die Gebetszeit vorbei ist. Geldwechsler kommen, wie fast an jeder
Grenze, wie gierige Geier auf uns zu. Die Schlepper wollen sich als  Zollbeamte ?verkaufen?, zeigen den Weg zu den Bueros und wollen dann
ploetzlich Geld dafuer haben. Die Ausreise geht ohne viel Aufhebens von statten.
 

Tuerkei, Dogubayazit
Die Einreise in die Tuerkei geht harziger zu und her. Das Carnet de Passage wird nicht abgestempelt, der gute Mann findet in seinem PC-
Automarkenverzeichnis keinen Steyr Puch Pinzgauer. Nach langem Suchen wird der Pinz in Guenthers Pass eingetragen. Die Passkontrollstelle
ist nicht besetzt, Mittagspause. Abwarten und Kaffee trinken. Der Zollbeamte will unser Wagen sehen. Das Innere wird nur kurz
inspiziert, jedoch interessiert er sich fuer die Benzinkanister. Guenther schummelt und sagt, dass nur 2 Kanister mit Benzin gefuellt
sind. Der Zollbeamte schaut nicht weiter nach, vielleicht witterte er Arbeit, Verzollungspapiere ausfuellen, oder Guenther bekam einen
Altersbonus.
Die Tuerkei empfaengt uns mit Sonnenschein, aber es ist kalt. Der Berg Ararat zeigt sich in seiner ganzen weissen Pracht und die
umliegenden Berge sind auch Schnee bedeckt. Wir wollen so rasch wie moeglich in den Sueden fahren und die 3 Paesse um die 2000 und 2600 m
hinter uns zu haben. Auch hier sind die Strassen gut und Verkehr hat es wie im Iran, abgesehen von den vielen Lastwagen, wenig.
Knaben stehen mit ihren Ziegen am Strassenrand und schon kommt ein Stein geflogen. Guenther haelt sofort an und schon rennen die Jungs
davon. In den 70er Jahren war das Steinewerfen in der Osttuerkei an  der Tagesordnung. Wird das von Generation zu Generation immer noch
weiter gegeben? Es blieb bei diesem einen Stein.Die Passstrassen sind frei, doch die Landschaft ist weiss. Auf der Strecke nach Van und auch danach bis Diyarbakir hat es einige Checkpoints der Militaerpolizei. Wir sind im Grenz- und Kurdengebiet.
Durch die 30 Min. Zeitverschiebung wird es hier im Osten der Tuerkei heute bereits um 16.00 Uhr dunkel, deshalb erreichen wir Van
nicht mehr bei Tageslicht. Schon von weitem sehen wir Stadt einwaerts eine Leuchtschrift mit MM, die Migros kommt uns bestens gelegen zum
Einkaufen und der grosse Parkplatz eignet sich zum Uebernachten.


Freitag, 01.12.06
Die Nacht war kalt. Wir erwarten sehnlichst die waermende Sonne. Jetzt koennen wir das Reisetempo und die Strecken gemuetlicher
gestalten. Wir sind kaum losgefahren und schon ist Razi nicht mehr hinter uns. Wir kehren um und sehen ihn am Strassenrand mit offener
Motorenhaube stehen. Der Wagen will nicht mehr anspringen. Es liegt auf der Hand, er hat gestern verschmutzter Diesel erhalten. Wir
stehen genau richtig vor einer Hyundai Garage. Ein Mechaniker kommt und blaest die Leitungen frei. Ich werde ins warme Buero zu Tee eingeladen. Der Mechaniker will fuer die gute Stunde Arbeit kein Geld haben. Razi gibt ihm ein gutes Tinkgeld und wir koennen weiter fahren. Es ist eine wunderschoene Fahrt dem Vansee entlang bis Tatvan. Hier versucht Guenther seine Traveller Checks auf der Bank zu wechseln. Es dauert eine Stunde und Guenther kommt stinksauer unverrichteter Dinge zurueck. Es sei nur moeglich 200 U$ zu wechseln und dann stuerzte die PC ? Verbindung zur Kasse ab. Ohne PC keine Lira. Ich mache auf einer anderen Bank den Versuch mit U$ Bargeld. Die Dame am Schalter winkt unfreundlich ab. Also bleibt uns nichts anderes uebrig als abzuwarten bis wir in die Touristenorte an der Suedkueste kommen. Mit Benzin sind wir
vorlaeufig noch eingedeckt und zum Essen reicht es alle Mal. Von Tatvan fahren wir ueber Bitlis Richtung Diyarbakir. In einem grossen
Restaurant, wo vor allem die Lastwagenfahrer essen gehen, machen auch wir Halt zum Mittagessen. Wir sind erstaunt ueber die Preise. Es ist
klar, wir haben die Billiglaender hinter uns gelassen. Ein Fluss schlaengelt sich durch eine lange Schlucht. Zum Uebernachten wollen wir aus dem Tal raus. Nach Kozluk duerfen wir bei einer Tankstelle stehen.


Samstag, 02.12.06
Wir freuen uns ueber die schoene, huegelige Landschaft. Hier wird vor allem Landwirtschaft betrieben. Riesige Felder sind gepfluegt,
geeggt und auch angesaet, bereit fuer den bevorstehenden Winter. Die Felder sehen auffallend schoen und gepflegt aus. Riesige Schafherden
ziehen vorbei. Die Kurdendoerfer machen einen aermlichen Eindruck. Ein Mann begruesst uns mit den Worten, willkommen in Kurdistan.
Diyabakir ist eine riesige Stadt mit eng aneinander gereihten Hochhaeusern, neue Quartiere soweit das Auge reicht. Es ist sonnig,
aber der kalte Wind geht durch Mark und Bein. Nach Diyabarkir folgt eine end- und baumlose Steinwueste. Die grossen Schafherden sind fast nicht auszumachen in dieser Steinoede,s ie sind perfekt getarnt. Ab und zu ist ein Farbtupfer zu sehen, der ein Hirtenmaedchen oder Buben erahnen laesst. Wir kommen auf guter Strasse bestens voran ueber Siverek nach Sanilurfa, 347 Km.


Sonntag, 03.12.06
Jetzt sind wir definitiv dem Winter in der Tuerkei davon gefahren. Razi ist ohne Schneekettenkauf ueber die Paesse gekommen. Wir sind
fuer diesbezueglich Wettereinbrueche ausgeruestet, sind aber froh, ohne Gebrauch auszukommen. Windgeschuetzt laessen wir uns von der
Sonne waermen. Auf bester Autobahn und Autostrasse fahren wir die 391 Km bis Adana. Die ?Mola? Tankstellen sind super modern eingerichtet und eignen sich bestens zum Uebernachten. Razi hat schon seit Tagen Erschuetterungen waehrend des Fahrens
wahrgenommen. An der Tankstelle erkundigt er sich nach einer ?Iveco/Ducato? Werkstatt. Die Tuerkin an der Kasse telefoniert herum.
Noch zur Abendstunde kommt ein Wagen an und will Razi gleich zur Werkstatt begleiten. So spontan wie wir uns kennen gelernt haben, so schnell muessen wir uns hier von einander verabschieden. So oder so, morgen haetten sich unsere Wege doch getrennt, Razi will nach Ankara wegen dem Visa fuer Syrien. Er gedenkt in Jordanien zu ueberwintern.. Ajsha schwaenzelt noch einmal und schon sind sie weg. Guele, Guele!! Wir sind 13 Tage zusammen 5400 Km gereist. Es war eine intensive und gute Zeit. Wir haben per SMS erfahren, dass Razi erst in Ankara die rechte
Antriebswelle, die eine Unwucht hatte, ersetzen lassen konnte. Beim 10. Abbruchhaendler ist er fuendig geworden.
 

Montag, 04.12.06
Wir fahren um 08.00 Uhr los. Die Tage sind kurz, obwohl wir jetzt ca. 1000 Km westlicher sind und es hier erst um 17.00 Uhr dunkel
wird. Zuerst fahren wir auf einer super Autobahn nach Tarsus und kommen nach Içel ab der Autobahn an die Suedkueste. Endlich mal
wieder saubere Meeresluft schnuppern! Es ist eine huegelreiche Gegend. Die Haenge sind reich an Reben. Das gibt den bekannten
?Huegelwein?!!?? Jetzt kommen wir in das Gebiet der Zitrusfruechte Plantagen. Auf der kurvenreichen Kuestenstrasse hat es kaum Verkehr. Die
Strasse steigt an und fuehrt durch lichte Pinienwaelder, dann faellt sie wieder zum Meer zu ab. Wegen der steilen und schlecht zugaenlichen Kueste ist hier noch Freiraum und die dazwischen liegenden, geschuetzten Sandbuchten lassen Einsamkeit vermuten. Silifke ist eine Hafenstadt und hat sich wie jede andere Stadt vervielfacht in seiner Groesse und die Haeuser sind in die Hoehe geschossen. Anamur strotzt mit seiner Festung am Meer. Vor Alanya finden wir einen schoenen Uebernachtungsplatz direkt am Meer.
 

Dienstag, 05.12.06
Heute Morgen ist es bewoelkt, aber angenehm mild. Wir sehen kilometerlange, menschenleere Sandstraende, die bestimmt im Sommer
nicht wieder zu erkennen sind. Jene Kilometer vor und nach Alanya stehen ganze Satallitenstaedte mit Wohnungen, Hotels und
Eigentumsaparments eng ineinander gebaut. Die Fussgaengerzone in Alanya ist sehr sauber, hat Geschaefte eins nach dem andern, die auf
Kundschaft warten. Der Tourismus boomt an allen Ecken und Enden. Um diese Jahreszeit sind vor allem aeltere (wie wir sind!) und alte
Feriengaeste in den Gassen zu sehen. Eine Oesterreicherin sagte mir, dass es in Alanya bereits 7'000 Deutsche und 3'000 Oesterreicher hat,
die hier residieren. Kein Wunder, die neuen Hotels und Eigentumshochhaeuser schiessen wie haessliche Pilze aus dem Boden. In
Alanya versuchen wir nochmals unsere Checks loszuwerden. Auf der Bank wechseln sie nicht, fuer das sind die Wechselstuben da. Wir klappern
paar Wechselstuben ab, alle wollen 5 % Kommission. Einer unterbietet die anderen mit 3 %, hier muessen wir wechseln, wir brauchen dringend
TR Lira. In den Geschaeften und Restaurants sind alle Preise in Euro angegeben. Wir trotzen dem und wollen mit Lira bezahlen. Ein Tuerke
sagte mir, dass ich immer besser fahren wuerde, wenn ich in Lira bezahle. Draussen in der Sonne, im Strassenkaffee,
essen wir seit langem wieder einmal Pizza zu heimischen Preisen. Hat gut geschmeckt!
Die Baeumchen der Zitrusfruechte stehen exakt in Reih und Glied. Die gruenen Baeumchen sind gesprenkelt mit gelben und verschiedenen
orangefarbigen Tupfern. Jetzt ist Mandarinen, Orangen, Zitronen und Grapefruit Erntezeit. Die Bananenplantagen sind zum Teil in
Treibhaeuser verbannt, oder die langen Strunke mit den reifenden Bananen in Plastik gehuellt. In unzaehligen Plastiktreibhaeuser reifen Tomaten still vor sich hin. Diese Plastikhaeuser sehen echt haesslich aus in dieser schoenen Landschaft. Viele Erdbeerbeete sind auch zu sehen. Die Erdbeeren werden mit blauem Platik geschuetzt, so dass sie reif sind fuer unseren Weihnachtsdesserttisch. Heute kommen wir nicht weit. Es faengt heftig an zu regnen, so dass wir kaum was sehen koennen. Wir steuern eine Tankstelle an, der iranische, edle Saft geht zur Neige. Hier hauen uns die Benzinpreise fast aus den Socken. Im Iran hat wie gesagt 1 Lt. Benzin 12 Rappen gekostet und hier, bitte festhalten, 1 Lt. 2'780 Lira = SFr. 2.50!!! Mir scheint, dass sich die Tuerkei mit den Benzin- und Lebensmittelpreisen der EU schon bestens angepasst hat.
Der Regen prasselt weiter stark runter, wir beschliessen gleich bei der Tankstelle stehen zu bleiben.


Samichlous, Mittwoch, 06.12.06
Heute Morgen scheint schon wieder die Sonne. Die hoeheren Berge in der Ferne zeigen einen weissen Kamm. Wir fahren nach Antalya, wo wir
in einem riesigen Einkaufscenter unseren Lebensmittelvorrat aufstocken. Hier ist es preislich vorteilhaft selber zu kochen. Nach Antalya geht die Autobahn weiter suedlich nach Kemer. Da waren wir Ende der 70er Jahre zum Tauchen. Wir standen damals mit unseren Freunden mutterseelenallein in einem Pinienwaeldchen direkt am Meer. Das kleine Doerfchen Kemer war kaum zu sehen. Hier hat der Tourismus
gewaltig zugeschlagen. Kemer besteht aus Hotels, Hotels und nochmals Hotels, zudem wird ueberall Eigentum angeboten. Ich spaziere durch
die ?Bahnhofstrasse? und bewundere all die Kleider- und Ledergeschaefte. Jetzt koennte ich guenstig einkaufen, im Sommer
steigen die Preise wie die Sonne in der Mittagszeit. Wir laufen noch am Strand entlang, der hier, wie ueberall was wir
gesehen haben, oeffentlich ist. Das ist wirklich bemerkenswert, dass die langen Straende allen zugaenglich sind.
Wir fahren noch weiter suedlich bis kurz vor Finike, da finden wir direkt am Strand einen genialen Platz.


Donnerstag, 07.12. ? Dienstag, 12.12.06
Unser ?Campingplatz? koennte nicht schoener sein. Wir fruehstuecken schon um 08.30 Uhr in der warmen Sonne, auf einer alten Beton-
Plattform 2 m ueber dem Sandstrand. Der Wagen ist so parkiert, dass wir mit einem Schritt aus dem Camper gleich auf dem Terraessli
stehen. Das Wetter ist wunderbar, Sonne pur, die bis so um 14.00 Uhr im Badekleid verweilen laesst. Einmal habe ich sogar einen Sprung ins
kuehle Meer gewagt. Ich geniesse in vollen Zuegen das lange barfuss laufen am Strand. Das Strandlaufen nach Finike hin und zurueck
dauert 2 Stunden. Es hat immer die gleichen Fischer am Strand. Guenther vertreibt sich die Zeit auch beim Fischen. Nach der doch stressigen
Fahrerei durch Pakistan und Iran geniessen wir die ruhigen, sonnigen und erholsamen Tage sehr. Unsere Lungen sind mit frischer Meeresluft
gesaeubert. Die Stille wird durch das ewige Meeresrauschen beseelt. Lesen, schreiben, relaxen und der taeglich vorbei kommende Hund mit
den uebrig gebliebenen Chinesen-Nudeln fuettern. Gerade ist er wieder eingetrudelt und wartet auf sein Abendessen.

Die per E-Mail uebermittelten Wetterberichte aus der Schweiz verfuehren uns hier noch etwas laenger ?auszuharren?. Heute
(Dienstag) ist es auch bei uns bewoelkt und ein paar Regentropfen sind gefallen, dadurch auch ein kuehler Tag. Das Meer ist sehr ruhig und die kleinen Wellen ueberschlagen sich nur kurz am Strand.
Es war genau das richtige Wetter um endlich die ?Hausaufgaben? zu tippen.Jetzt bin ich mit meinem Tagebuch wieder à jour.

Wie unsere letzte Etappe verlaufen wird, das werde ich dann aus der Schweiz berichten. Wir planen erst nach dem Neujahr in Widen
anzukommen.

Hier gibt es kein weihnachtsgeschaeftliches Treiben und die Weihnachtshektik vermissen wir auch nicht. Weder das Klima noch die
Ladendekorationen weisen darauf hin und so sind bei uns bis heute auch keine Weihnachtsgefuehle aufgekommen. Was nicht ist, kann noch
werden.

Wir wuenschen allen noch eine gelassene Adventszeit und ein frohes, besinnliches und friedliches Weihnachtsfest.

Fuer uns geht ein ereignisreiches, interessantes, lehrreiches, spannendes und erfahrungsreiches Jahr dem Ende entgegen. Wir sind
dankbar dafuer.

Einen guten Rutsch ins 2007!!! Im neuen Jahr viel Glueck,
Gesundheit, froehliche, erlebnisreiche Stunden, Zeit zu verweilen und
zu geniessen!!!

Herzliche Gruesse vom Meeresstrand, Guele, Guele
Margrit und Guenther Utpadel


PS. All den ?Schuetze Geborenen? Geburtstagsfrauen und Maenner
senden wir nachtraeglich oder im Voraus herzliche Glueckwuensche zum
Geburtstag!!
 

 

 

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Stand: Montag, 21. Mai 2007.